Welche Kennzahlen die Anbieterauswahl zusätzlich stützen

Bei der komplexen Auswahlentscheidung können, neben Bewertungen zur Unternehmens- und Produktqualität, auch spezifische Kennzahlen zur BU-Kompetenz des Anbieters behilflich sein. Auf welche konkreten Kennzahlen zu achten ist, wie Vermittler sie richtig interpretieren und welche Aussagekraft sie haben.

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Annahmequote, Leistungsquote oder Prozessquote werden regelmäßig in Medien zitiert. Häufig aber ohne genauen Hinweis, wie sie sich definieren oder erhoben werden. Auch der Zeitraum, der in die Erhebung einfließt und letztendlich die resultierende Aussagekraft der Quoten bei der Anbieterauswahl bleiben oft unklar. Maßgeblich für die Aufbereitung der genannten Kennzahlen ist das Analysehaus Morgen und Morgen (M&M), das diese Quoten im Rahmen seines jährlichen BU-Gesamtratings unter der Teilrubrik „BU-Kompetenz“ erfasst und professionell auswertet. Alle 3 Kennzahlen eint, dass sie zur Stärkung und Glättung der Aussagekraft den gemittelten 3-Jahres-Zeitraumes betrachten.

Die 3 wichtigen Kennzahlen im Einzelnen

Annahmequote

Bei der M&M BU-Annahmequote werden alle angenommenen BU-Verträge mit vorgesehener Rentenzahlung (auch die mit Zuschlägen oder Ausschlüssen) ins Verhältnis zu den beantragten BU-Anträgen gesetzt. Damit handelt es sich also nicht nur um die „Normal-Annahmequote“. Anträge, die vom Versicherer mit Risikozuschlägen oder Ausschlüssen versehen sind, fließen nämlich nur anteilsmäßig in die Berechnung angenommener BU-Verträge ein, um ein möglichst realistisches Ergebnis darzustellen.

M&M bewertet hierbei hohe BU-Annahmequoten als positiv. Überschreitet die Quote aber einen bestimmten Wert (aktuell ab ca. 87 % und mehr), dann kommt es in der Bewertung dieser Kennzahl zu einer moderaten Abwertung dieses Teilbereichs. Konkret in der M&M-Bewertungssystematik von „ausgezeichnet“ auf „sehr gut“. Die Begründung für diese Abwertung liegt in der Aufgabe des Versicherers, nur wirklich vertretbare Risiken im Neugeschäft anzunehmen. Das Gesamtkollektiv kann nämlich bei unlimitierter Annahme von negativen Risiken nachhaltig im Bestand auch geschädigt werden. Dieser Punkt ist daher im Zusammenhang einer langfristig soliden Bestandsführung mit zu berücksichtigen.

Leistungsquote

Bei der BU-Leistungsquote setzt M&M die anerkannten Leistungsfälle ins Verhältnis zu den beantragten Leistungsfällen. Die Bewertung erfolgt analog der Annahmequote: auch hier sind hohe Werte tendenziell natürlich gut für den Kunden. Vorrangige Aufgabe einer soliden und nachvollziehbaren Leistungsregulierung ist es, berechtigte Ansprüche anzuerkennen und unberechtigte abzulehnen, um auch hier das Kollektiv langfristig zu schützen. Daher erfolgt ebenfalls eine Abwertung in der Bewertung, wenn eine bestimmte Leistungsquote überschritten wird. Besonders hohe Leistungsquoten von über 91 % können sogar zu einer doppelten Abstufung (von „ausgezeichnet“ (Bestbewertung) auf die Teil-Bewertung „durchschnittlich“) führen.

Prozessquote

Die BU-Prozessquote spiegelt die Anzahl der verlorenen Prozesse im Verhältnis zu den vom Versicherer abgelehnten Leistungsfällen wider. Hierbei unterscheidet sich M&M positiv vom Markt. Manchmal findet man nämlich bei der Prozessquote auch einfach die Anzahl der Prozesse im Verhältnis zu den abgelehnten Leistungsfällen wieder, was die Aussagekraft dieser Kennzahl maßgeblich beeinflussen kann.

Der Bewertungsansatz von M&M bewertet daher nicht nur die quantitative, sondern eben auch die qualitative Komponente. Er beleuchtet, inwieweit ein Versicherer „unberechtigt“ Leistungen verweigert – also vor Gericht gegen die Gesellschaft entschieden und damit dem Kunden die Leistung zugesprochen wird. Gerade Prozesse können sich, je nach Komplexität, über einen längeren Zeitraum hinziehen. Daher wird auch hier zur Glättung des Ergebnisses konsequent auf den gemittelten Wert eines 3-Jahreszeitraums abgestellt.

Fazit:

Relevante Kriterien im Gesamtauswahlprozess eines geeigneten und verlässlichen BU-Anbieters:

  • allgemeine Leistungsstärke des Unternehmens,
  • die Verlässlichkeit als BU-Versicherer mit solider und stabiler langfristiger Prämienkalkulation als auch
  • ein flexibel ausgestaltetes Tarifportfolio zur qualitativ hochwertigen Einkommensabsicherung mit Bestbewertungen.

Flankierend kann es hilfreich sein, bestimmte Kennzahlen zur Begutachtung der BU-Kompetenz des Anbieters zu betrachten. Das Gesamtpaket des Anbieters muss hier stimmig sein. So resultiert eine solide und kundenorientierte Leistungsregulierung aus einem stabilen Gesamtunternehmen mit grundsätzlich unbelasteten Beständen. Auf diese wichtigen und komplexen Wechselwirkungen geht M&M mit seinen erhobenen Kennzahlen ideal ein. Mit moderaten Abwertungen, wenn zu hohe Quoten das Kollektiv schädigen können und mit validen, geglätteten Werten über einen 3-Jahres-Zeitraum, um die Aussagekraft der Kennzahlen insgesamt zu steigern.

Klaus L. Helm

Diplom-Volkswirt, Trainer Produkt- und Vertriebsmarketing, Die Stuttgarter